• Demonstration beim RUHR CSD Essen

    Der RUHR CSD findet seit 2004 regelmäßig im Herzen der Stadt statt

  • Protestaktion vor dem Bistum Essen

  • Erstes Handlungsprogramm mit der Stadt Essen 1997

  • Stolperstein für homosexuelle NS-Verfolgte

    Seit 2016 erinnern zwei Stolpersteine an vom NS-Regime verfolgte Schauspieler am Grillotheater

Die Geschichte von F.E.L.S.

In Essen tat sich die Öffentlichkeit mit den gleichgeschlechtlich orientierten Bürgerinnen und Bürgern schwer. Im Sommer 1988, im Rahmen einer Kulturwoche in der Zeche Carl in Essen zum Christopher-Street-Day, demonstrierten über 1200 schwule Männer, lesbische Frauen und zahlreiche UnterstützerInnen in der Essener Innenstadt gegen Ausgrenzung und Tabuisierung. Unter Gelächter der breiten Mehrheit im Ratssaal wurde ein Antrag der Fraktion der GAL an den Rat der Stadt Essen, die TeilnehmerInnen aus ganz NRW zu begrüßen und ihr Anliegen auf Gleichbehandlung zu unterstützen, kurzerhand von der Tagesordnung genommen. Erst 1996, nachdem sich das Forum Essener Lesben und Schwulen zusammengefunden hatte, lud die Oberbürgermeisterin Annette Jäger zum „Runden Tisch“ ein. Zum Forum, kurz F.E.L.S. genannt, fanden sich damals alle in Essen ansässigen schwul/lesbischen Vereine und Organisationen sowie auch Einzelpersonen, die sich für das Thema interessierten, zusammen. Dazu gehörten die Aids-Hilfe, die AG Minderheiten Bündnis 90/Die Grünen, Frauenliebe im Pott „FliP“, die Lederfreunde Rhein/Ruhr, der Arbeitskreis Lesben und Schwule in der ÖTV (heute Ver.di), die AWO-Beratungsstelle des Bezirks NRW, verschiedenste Jugendgruppen und andere mit lesbisch/schwulen Themen beschäftigten Vereine. Auch die Einladung zum „Runden Tisch“ kam nicht sofort, sondern erst nach Druck der Öffentlichkeit und einer Demonstration vor dem Rathaus. Eine im November 1995 von den Fraktionen von SPD und Bündnis90/ Die Grünen eingebrachte Resolution zur Gleichstellung und Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben, die nun Grundlage zur Einladung zum „Runden Tisch“ war, wurde am 29. November 1995 im Rat der Stadt Essen verabschiedet. Die CDU-Fraktion blieb dieser Abstimmung fern. Auch die Einladung zum „Runden Tisch“ kam nicht sofort... Das erste Treffen des „Runden Tisches“ fand dann am 17. September 1996 im Rathaus statt. Dort wurde mit den Vertretern von FELS, der Politik und der Stadtverwaltung festgelegt, welche Arbeitsgruppen mit welchen Themen es geben soll. Man einigte sich auf folgende Arbeitskreise: Die Stadt als Arbeitgeberin, Kultur, Soziales, Jugend und Alter und Gesundheit. Außerdem wurden weitere Handlungsfelder festgelegt. Dazu gehörten die Öffentlichkeitsarbeit, die Rechtsangelegenheiten und die Migration. Alle Arbeitskreise wurden mit MitarbeiterInnen der Stadtverwaltung und Vertretern von FELS besetzt. Die ersten Treffen in den AK`s gestalteten sich unterschiedlich. Der AK Gesundheit konnte sofort mit den verschiedensten Themen beginnen, da die MitarbeiterInnen des Gesundheitsamtes schon in der Vergangenheit mit der Aids-Hilfe zusammengearbeitet hatten und mit den Themen keine Probleme hatten. Der AK „Die Stadt Essen als Arbeitgeberin“ gestaltete sich zunächst schwierig. Nicht weil das Thema abgelehnt wurde, sondern eher, weil man nicht wußte, was die Vertreter von F.E.L.S. überhaupt wollten. Denn es war keinem bewußt, wo denn innerhalb der Personalverwaltung oder bei den Beschäftigten der Stadtverwaltung Diskriminierung stattfand. Die Vertreter von F.E.L.S. mußten dazu Beispiele bringen, was man verbessern kann bzw. muß. Es wurde erst einmal klar gemacht, Abgesehen von der ersten Aussage, „schwule Feuerwehrmänner gibt es nicht, denn das sind alles richtige Männer, und wir würden es sofort merken“, konnte auch dort Verständnis für ein sensibleres Verhalten erreicht werden. Im Bereich Jugend, Soziales und Alter fanden Gespräche mit Vertretern der Schulen statt. Es wurden von der Gruppe „Total normal“, ein Schulprojekt, eine Reihe von Veranstaltungen in den Schulen durchgeführt, u.v.m.Sollte die Arbeit in den Arbeitskreisen stocken, gibt es einen Promotor bei der Stadt, der dann vermittelt und die Arbeit wieder ankurbeln muß. Grundlage war und ist die Niederschrift eines Handlungsprogramms, die in einer Auflage von 2000 Exemplaren von der Stadt veröffentlich wurde und zum Maßstab aller weiteren Aktivitäten wurde. Im Sommer 2009 fand mit Vertretern von F.E.L.S., den Mitarbeitern der einzelnen Arbeitskreise neue Treffen statt. Eine neue Auflage und Überarbeitung des ersten Handlungsprogramms sollte unter Federführung von Stadtdirektor Christian Hülsmann erarbeitet werden. Im Frühsommer 2011 war es dann soweit, der Rat der Stadt Essen verabschiedete die Neuauflage des Handlungsprogramms am 25. Mai 2011. Oberbürgermeister Thomas Kufen ist Schirmherr des größten schwul-lesbischen Festes im Ruhrgebiet, dem RUHR CSD Essen.      Text: Wolfgang Guth